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Wird der Ausbruch des Eyjafjallajökull Wetter und Klima beeinflussen?

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Der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull hält zurzeit Europa in Atem. Der Flugverkehr ist zu einem beträchtlichen Teil lahm gelegt. Wird sich auch das Klima ändern? Niemand vermag im Moment zu sagen, wie lange der Ausbruch dauern wird, und wie viel Material schlussendlich in die Atmosphäre gelangt. Offenbar gehen Experten aber davon aus, dass der Ausbruch lange dauern könnte.

Explosive tropische Vulkanausbrüche mit stärkstem globalen Klimaeffekt

Die stärksten globalen Klimaeffekte werden von explosiven tropischen Vulkanausbrüchen verursacht. Bei solchen Ausbrüchen erreichen grössere Mengen von Gasen und Asche die Stratosphäre, die dann langsam polwärts über den gesamten Erdball verteilt werden. Nach dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 sank die globale Mitteltemperatur um ca. 0.5°C. Der Einfluss solcher Ausbrüche auf die einfallende Strahlung dauert ungefähr 1-2 Jahre.

Beim Eyjafjallajökull liegt die Sache anders, weil der Vulkan weit weg vom Äquator ist. Ausserdem ist es unklar, ob seine Gase und Teilchen die Stratosphäre erreichen. In einem solchen Fall ist der Effekt regional beschränkt, da die Teilchen schnell ausgewaschen werden. Wenn der Ausbruch lang andauert, kann sich der Effekt zwar aufsummieren, bleibt aber immer noch auf die nördlichen Breiten begrenzt.

Ausbruch mit kühlendem Effekt

Wenn man von einem länger dauernden Effekt ausgeht, bietet sich ein Vergleich an mit dem Laki-Ausbruch auf Island von 1783-1784. Der damalige Ausbruch war ungefähr acht Monate lang intensiv. In Europa folgte darauf ein kalter Winter, den zeitgenössische Wissenschaftler denn auch tatsächlich auf den Ausbruch zurückführten, zumal sehr viele Augenzeugen die Aschewolke über Europa beschrieben.

Gemäss Modellrechungen erreichte der Abkühlungseffekt damals regional 1-1.5°C. Aber bereits im nordhemisphärischen Mittel war die Abkühlung nur 0-0.2°C, global entsprechend weniger. Kein Vergleich also mit Pinatubo! Mitteleuropa war in diesen Simulationen von der Abkühlung betroffen, lag aber nicht im Kerngebiet. Im südlichen Mittelmeerraum ging der Effekt gegen Null.

«Jahr ohne Sommer» in der Schweiz

Nur wenige Jahre später sorgte ein weiterer Vulkanausbruch, Tambora in Indonesien, in Westeuropa für den wohl kältesten Sommer der letzten 400 Jahre. Das Jahr 1816 ging als «Jahr ohne Sommer» in die Geschichte ein. Die Schweiz war besonders stark betroffen. Die Sommermitteltemperaturen lagen 3°C unter denjenigen der umliegenden Jahre und es regnete besonders häufig. Dies führte zur hierzulande letzten grossen Hungersnot. Das Beispiel zeigt, dass Vulkanausbrüche zwar einen grossen Einfluss auf das Klima eines Jahres haben können — von Eyjafjallajökull haben wir aber keine derartigen Folgen zu erwarten.

Zum Autor

Stefan Brönnimann ist Professor für Klimatologie an der ETH Zürich. Persönliches Zitat und Biografie

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